Dazulernen? Ich pflege doch meinen eigenen Stil!
Wer Texter ist, lernt niemals aus und sollte sich auch niemals schon perfekt fühlen. Selbst Profis, die diesen Beruf schon Jahrzehnte erfolgreich ausüben, müssen aufpassen, dass sich nicht schlechte Gewohnheiten einschleichen. Viele unkritische Schreiber meinen auch, sie würden ihren eigenen Stil pflegen, wenn sie sich nicht veränderten.
Echte Texter-Profis wissen, dass ein Text ein variables Konstrukt ist. Man sollte nicht an seinem fertigen Werk hängen und immer selbstkritisch bleiben. Meine Kunden wundern sich, wenn ich Formulierungen ohne Ego-Probleme rausschmeiße und durch andere ersetze. Lange Sätze können verkürzt werden und umgekehrt. Wer die Sprache wirklich liebt, spielt mit ihr, jongliert, puzzelt, verschiebt die Einleitung ans Ende, tauscht aus, schwächt ab, trägt dick auf und schiebt herum, bis die Einrichtung des Ganzen passt.
Nur Anfänger und schlechte Texter sind grundsätzlich von ihrem ersten Entwurf überzeugt. Wer sich schon viel mit Sprache und Worten beschäftigt hat weiß, dass gut Ding und Text Weile braucht und Abstand. Jeder Text, den man über Nacht ruhen lassen darf, wird besser. Leider ist in der heutigen Seo-Welt bzw. vor allem bei den Contentfarmen Zeit ein Faktor, der in Cents berechnet wird. Die Texter müssen für die Texterbörsen am Fließband und möglichst schnell die Inhalte runtertippen, sonst verdienen sie pro Stunde nicht genug. Das sollte man nicht mitmachen!
Gute Texte brauchen Zeeeiit
Jeder professionelle Schreiber weiß, dass ein guter Text seine Zeit braucht. Alle Texter, die dauerhaft im Mühlenrad der Fließbandtexterei stecken, sollten nicht vergessen: Besser werden und mehr verdienen kann man nur, wenn man aktiv an sich arbeitet. Der Schreibstil wird durch das reine Runtertippen von schnell zusammenkopierten Inhalten nicht besser.
Das, was viele Texter stolz als ihren eigenen Stil ansehen, ist in Wirklichkeit nur schriftlich niedergeschriebenes Geschwätz. Klar, das Internet braucht leicht verständliche und schnell zu verdauende Texte. Natürlich fällt es dem Leser leicht einen Text zu lesen, der geschrieben ist wie eine mündliche Erzählung, aber mit anspruchsvollem Texten hat dies nichts zu tun.
Jeder Bestseller-Autor, jeder gute Journalist feilt an seinen Worten herum und braucht für einen fertigen Text mehrere Durchgänge. Wer sein Werk direkt so runterschreiben kann, hatte das Thema eben schon lange im Kopf, aber neue Inhalte schreiben sich nicht von selbst in hoher Qualität innerhalb von Minuten.
Gute Texter beherrschen verschiedene Stile – und nicht nur ihren eigenen
Gute Texter beherrschen verschiedene Stile und vor allem verschiedene Niveaus. Lassen Sie sich als Kunde nicht abspeisen damit, dass Ihnen ein Texter nur einen Stil anbieten kann. Man muss schon in der Lage sein, diese sechs verschiedenen Stile abzuliefern:
Sechs Schreibstile
- Einfacher Bloggerstil: Manche Auftraggeber verlangen einen flüssigen locker-flockig geschriebenen Blog-Artikel, der vor allem junge Leser nicht anstrengt und der leicht unterhaltsam geschrieben ist. Diesen Stil beherrschen natürlich viele Texter, aber meist auch nur diesen!
- Anspruchsvoller Bloggerstil: Ein Blog ist nicht mehr wie zu Anfang des Internets, ein ‚Ort‘, an dem man frei Schnauze schreiben und die Rechtschreibung und Grammatik mal vor der Tür lassen kann. Es gibt inzwischen viele Fach-Blogs, die viele Leser haben und mit hochwertigem Inhalt punkten. Für diese Blogs muss man natürlich einen guten, wenn auch leicht verständlichen Stil pflegen.
- Journalistischer Stil: Auch im Internet gibt es verschiedene Magazine und Online-Zeitungen, die gerne einen ähnlichen Stil haben möchten, wie wir ihn von den Printmedien gewohnt sind. Hier muss man schon mehr Zeit einplanen, sorgfältig an den Formulierungen arbeiten und viel recherchieren. Der Dank ist ein Preis, der nach Zeichen und nicht nach Wort berechnet wird.
- Homepagetexte / Startseitentexte: Diese Texte müssen wohldurchdacht, strategisch geplant und auf dem Punkt formuliert werden. Langweiliges Blabla und Selbstbeweihräucherung des Seiteninhabers vergrault die Leser und Kunden. Hier gilt es den Leser zu halten, indem man ihm etwas bietet, aber nicht seine Zeit stiehlt mit leeren Worthülsen.
- Werbetexte: Einen werbenden Stil für alle möglichen Textsorten sollte ein guter Texter draufhaben. Hier gilt es animierend, aber nicht marktschreierisch zu beschreiben und zu argumentieren.
- Produkttexte: Produkttexte sollten eher fachlich neutral gehalten werden, was auch eine Herausforderung sein kann.
- Fachartikel: Fachartikel beschreiben nüchtern und mit Abstand verschiedene Fakten und wissenschaftliche Erkenntnisse zu einem bestimmtem Thema. Wichtig ist hierbei der sachliche Stil, der beispielsweise im absolutem Gegensatz zum ersten Stil steht.
Gute Texter beherrschen diese verschiedenen Stile und wundern sich auch nicht, wenn Sie als Kunde mal einen anderen Stil ordern.
Was mich als papillonische Texterin angeht: Schließen Sie bitte nicht von meinen leicht verständlichen Blogartikeln hier und in meinem neuen Blog Marken-und-produkte.de auf einen festen Schreibstil. Gerne schreibe ich für verschiedene Kunden in verschiedenen Stilen und freue mich über die Abwechslung! In meinen Blogs halte ich die Sprache möglichst einfach und flüssig.
Hier finden alle, die selber gerne texten wollen, Anregungen, wie sie besser werden können. Zur Erinnerung: Nur, weil man ein paar Seiten volltippen kann, ist man noch kein Texter, sondern es gehört viel Arbeit an sich selbst und seinen eingeschliffenen Formulierungsgewohnheiten dazu.
Kommentar hinterlassen